Mas de Rieu - Le Canaval

Journal

December 2023

2023: Ein «Annus horribilis»

Eines gleich vorneweg: 2023 war grundsätzlich wiederum ein phantastisch schönes Jahr für uns in Mas de Rieu. Zusätzlich eine tolle, wunderschöne Woche Ferien in der Schweiz mit mehreren grandiosen Wanderungen resp. Bergtouren. Alle Zwei- und Vierbeiner waren (und sind gesund) und wir hatten mehrere angenehme, herzliche Besuche von wunderbaren, lieben Verwandten und Freunden.
Also ist «Annus horribilis» zugegeben ein allzu reisserischer Titel für unser erlebtes, vergangenes Jahr. Die Psyche des Menschen ist ja glücklicherweise im Prinzip darauf bedacht vor allem die positiven, schönen und angenehmen Erlebnisse in Erinnerung zu behalten, aber im abgelaufenen Jahr haben sich hier doch ein paar unschöne, unangenehme oder widerwärtige Dinge ereignet, die sich ungewöhnlich stark in unserer Erinnerung verankert haben.

Als Erstes zeigte sich zu Beginn des neuen Jahres, dass der Liner (Auskleidung aus Plastik) unseres Schwimmbades so brüchig geworden war, dass es Risse zeigte. Somit war es klar und unumgänglich, dass ein neuer Liner verlegt werden musste. Das bedeutet natürlich, dass wir das Wasser aus der Piscine vollständig ablassen und sie nach dem Einbau mit ca. 75'000 Liter Wasser wiederum füllen mussten. Die gute Nachricht hingegen lautete, dass der neue verstärkte Liner uns mindestens 40 Jahre lang keine Sorgen bereiten würde. So können wir getrost bis ins biblische Alter weiterschwimmen.

Als Nächstes hingen von den grossen Eichen eines Tages plötzlich Tausende von kleinen grünen Raupen an dünnen Fäden von deren Ästen, sodass in der Tat kein Durchkommen war, ohne mit dem Rechen oder Besen diese wurmähnlichen Tierchen zur Seite zu schlagen. Die eigentliche Tragik bestand jedoch darin, dass diese Raupen den Baum praktisch kahl gefressen haben, was wiederum bedeutete, dass der uns und vor allem den Pferden teure Schattenspender denselben eben nicht spenden konnte. Glücklicherweise haben sich die grossen Eichen nach dem Ende der Raupenplage praktisch vollständig erholt und wieder ein neues fast vollständiges Blätterwerk produziert,.

Einen deutlich grösseren Schock erlebten wir im Frühling, als wir eines Tages feststellen mussten, dass auf unseren Heuwiesen fast ausschliesslich Luzerne (Alfalfa) und Klee wuchsen. Beiden ist gemeinsam, dass sie im Prinzip sehr eiweissreich – also sehr nahrhaft – sind. Für Pferde sind sie jedoch gefährlich, weil ihr hoher Gehalt an Eiweiss zu Hufrehe und anderen gefährlichen Krankheiten führen können, sodass wir das eigene Heu dieses Jahr für unsere Pferde nicht verwenden konnten. (Dabei hatten wir ein hübsches Sümmchen in die Düngung investiert.)

Einen mindestens so grossen Schrecken bekamen wir, als ein Rezeptionist in einem Hotel – welchem das Dokument vorgelegt wurde - feststellte, dass unsere Fahrausweise abgelaufen waren. Zunächst glaubten wir an einen Schwerz, denn Fahrausweise sind ja für gewöhnlich unbefristet. Nicht so in Frankreich, mussten wir uns belehren lassen. Recherchen daraufhin ergaben, dass wie gesagt die neuen, EU-kompatiblen Fahrausweise in Frankreich sehr wohl befristet sind und zwar im
Prinzip auf 15 Jahre, dass bei der Ausstellung der neuen Ausweise dem Amt jedoch ein Fehler unterlief und das Ablaufdatum nur bloss 5 Jahre betrug. Aber sagen Sie einmal einem Beamten, dass er einen Fehler gemacht habe. So mussten wir wohl oder übel die ganze zeitraubende, bürokratische und nervenaufreibende Prozedur zur Verlängerung eines abgelaufenen Fahrausweises auf uns nehmen. Genau hatte der ganze Prozess mehr als drei Monate gedauert! Zu allem anderen musste Peter in einem Land, das sich «Egalité» auf die Fahne geschrieben hat, noch eine «Attestation d’hébergement» (Beherbergungsbestätigung) für seine Ehefrau Felicitas einsenden. Absolut skandalös! Schlussendlich haben dann doch unsere neuen Fahrausweise erhalten. Sie sind nun bis 2038 gültig! Nun sind wir auf der Suche nach Altersheim mit Tiefgarage.

Ende Juni wütete in unserer Region ein richtiggehend apokalyptischer Sturm, sodass wir uns angsterfüllt in unserem Steinhaus «verschanzten». Am Morgen danach mussten wir der Bescherung ins Auge sehen. Nicht nur wurden zahlreiche Bäume entwurzelt oder abgeknickt und umgeworfen, die zum Teil auch auf die Zäune der Pferdeweiden fielen und diese kaputtmachten, nein auch die Unterstände auf den Winterweiden, welche nota bene mit soliden Ketten an im Boden einzementierten dicken Pfählen verankert waren, wurden offenbar abgehoben, durch die Luft gewirbelt und lagen mit teils verbogenem Gestänge 10 Meter weiter weg als ihr Ursprungsort auf ihren Dächern oder auf der Seite. Ein desolater Anblick. Sie stehen nun an einem geschützteren Ort und sind auf kräftigen Betonpfeilern verankert.

Sehr lange, bis fast Mitte Juli, hat es immer mal geregnet, sodass das Gras auf den abgemähten Weiden wunderbar nachgewachsen ist und die Pferde ausreichend feine Nahrung fanden. Doch dann gab es einen radikalen Wetterwechsel und die nächsten drei Monate blieben heiss und trocken, so dass alles Gras verdorrte, (was wir schon von den letzten beiden Sommern kannten). Dieses Jahr nun wuchs aber eine unscheinbare gelbe Blume, ein Unkraut - das hier Pipau genannt wird - im Überfluss und drohte das noch verbleibende Gras zu ersticken. Aus diesem Grund sahen wir uns gezwungen diesen «Urwald» abzumähen, was dann gleichbedeutend war mit kräfteraubendem Zusammenrechen und Abführen. Mühsam, sehr mühsam.

Mit dem Beginn der Jagd erscheinen auch die Wildschweine wieder auf dem Plan und zwar in überschiessender Zahl. Weil die Jäger - vor lauter Angst es hätte zu wenig Wildschweine für sie zum Jagen – letztere abundant fütterten, haben wir nun in unserer Gegend einen Wildwuchs, d.h. eine selbst mit Jagd nicht mehr kontrollierbare Menge an Wildschweinen. Zudem stecken wir in Mas de Rieu leider genau zwischen den Territorien zweier Jagdgesellschaften, sodass diese Tiere sich in unserem Dorf unkontrolliert benehmen können und hier sowie im Umkreis schwere Landschafts- und Flurschäden produzieren. Gleich mehrmals in den letzten Wochen mussten wir am Morgen feststellen, dass grössere Areale unserer Weiden von einer Wildschweinhorde in der vergangenen Nacht umgepflügt wurden. Weil der lehmige Boden zudem durch den vielen Regen sehr weich und klebrig war, bedeutete das „Reparieren“ echt harte Arbeit mit dem Rechen und der Schaufel. Den Gedanken vom Übel zu profitieren und die Situation für eine Neusaat der Weiden zu nutzen, haben wir in Anbetracht der repetitiven Schäden, den hohen Kosten von Weidesaatgut und den doch mittlerweile etwas tiefen Temperaturen rasch aufgegeben.

Und noch eine kleine Katastrophe: Im letzten Winter liessen wir die brüchig gewordenen Dachpappen der beiden grossen, hölzernen Pferdeunterstände durch neue ersetzen. Seit Mitte November regnete es in Südwestfrankreich leider zum Teil fast täglich und pausenlos. Zu unserem Leidwesen mussten wir feststellen, dass die neuen Dachbedenkungen im Bereich der Giebel leck waren. Dadurch wurden die zentralen Strukturen des Dachstuhls, die Pfetten und Sparren, richtiggehend nass und das Wasser tropfte sichtbar von oben herab. Mehrere, schliesslich etwas erboste, Telefonate waren notwendig, bis der Chef, der mit den Arbeiten betrauten Firma, sich schliesslich bequemte die Bescherung zu besichtigen. Nun warten wir auch schon wieder seit Wochen auf die notwendige und in Aussicht gestellte Reparatur.

Aber abgesehen von diesen paar Desastern war 2023 hier in Mas de Rieu - wie erwähnt - ein tolles, ereignisreiches, wunderschönes Jahr. Und zugegeben: Auch wenn es sich um ein gerüttelt Mass an Heimsuchungen – um nicht zusagen Katastrophen – handelte, so ist es doch bedeutend attraktiver, als wenn rein gar nichts passiert. Dann könnte ich Ihnen nur ganz profan einen guten Rutsch ins neue Jahr und ein attraktives, ereignisreiches 2024 wünschen.

Carpe annum 2024 !

Ausgerüstet

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Nachdem eine Horde Wildschweine ein weiteres Mal Teile unserer Pferdeweiden "umgepflügt" haben, können wir nun dem Schaden mit einer gewissen Gelassenheit - was bleibt uns denn sonst übrig - begegnen, denn wir haben uns eine Wiesenwalze (Rouleaus de prairie) angeschafft. Mit dessen Hilfe und natürlich derjenigen des KIOTI-Mikrotraktors können wir nun - nachdem die Herdschollen wieder in ihre Löcher zurückgeschaufelt wurden - die betroffenen Stellen gut und solide planieren, damit die Pferde nicht auf einer Berg- und Talbahn weiden müssen.

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Jetzt ist er da - Ein vorgezogenes Weihnachstgeschenk

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Nachdem der KIOTI nun seit 14 Tagen bei uns steht (und fährt), ist gestern nun auch noch der Bandrechen geliefert worden. Dieser Rechen war ja der eigentliche Grund - das Primum movens - zum Kauf eines Mikrotraktors, weil unsere Arme, Schultern und Hände das mühsame Rechen mit dem Schlepprechen jedes Jahr schlechter ertragen.
Bandrechen/-schwader, auch Band- oder Kettenrechwender genannt, sind wie der Name sagt primär Rechen für Mähgut. Sie eignen sich sowohl zum zum Zetteln, als auch um Schwaden (Schweizerdeutsch: Madli) zu machen.
Auf Kunststoff-, Gummiriemen oder Zahnradketten montierte Zinken laufen quer zur Fahrrichtung. Das Mähgut wird seitlich durch die senkrecht auf dem Boden streifenden Zinken ausgeworfen. Durch das Anbringen eines Fangkorbes ist eine Schwadlegung ("Madli") d.h. zu einem länglichen Haufen zusammengerechtes Gras oder Heu, möglich

Der Vorteil des Bandrechens liegt im geringen Gewicht und am fahrzeugnahen Aufbau des Gerätes.

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Endlich pachtfrei


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Zwischen der vor zwei Jahren erworbenen ordentlich grossen Weide am unteren Ende unserer Latifundien, die wir «Camp nou» getauft haben, und unseren Catus-Weiden – konkret Catus-Nord – liegt eine kleine Weide, auf welcher bisher ein Pächter jeweils bloss kurzzeitig ein paar Kühe weiden liess. Dadurch konnten wir unseren Pferden keine grossflächige zusammenhängende Weide ermöglichen. Nun ist es endlich soweit.
Nach jahrelangem Ringen (und etwas Bakschisch) hat dieser Pächter nun endlich auf sein Pachtrecht verzichtet, sodass alle diese Weiden jetzt zusammenhängend sind. Da der Pächter jedoch kein wirkliches «range management» durchgeführt hatte, so wartet auf uns nun ein gerüttelt Mass an Arbeit, um Dornen und Gestrüpp zu entfernen und das Gras wieder ordentlich zum Wachsen zu bringen.
Und schliesslich müssen wir auch die Zäune neu arrangieren, aber für CHIC und SNAP nehmen wir jede Mühe auf uns.
Auf alle Fälle haben wir gestern Abend eine Flasche Champagner geöffnet (und getrunken nota bene).

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