Kein Guano
07/03/24 22:30

Pflanzen, also auch Gras, brauchen Stickstoff, Phosphor und Kalium um zu wachsen. Und davon – genau gesagt in einem Verhältnis von 14 zu 16 zu 10 – haben wir heute 800 kg auf den Sommerweiden ausgestreut. Nachdem es seit Wochen fast täglich geregnet hatte, profitierten wir endlich von zwei konsekutiven, trockenen Tagen um mit Oliviers Traktor und dem angehängten «épandeur» die für diese Weiden vorgesehene Menge an Dünger auszubringen.
Wie es der Zufall will, so habe ich an eben diesem Tag auch die Geschichte des Düngers - beginnend mit dem Guano - gelesen und zwar in einem lesenswerten Buch (für alle diejenigen, welche sich für Geschichte interessieren) mit dem Titel «Geschichten in der Geschichte» von Richard Hemmer und Daniel Messner. Die erwähnte Geschichte ist mit «Über Vogelkot und Brot aus der Luft» betitelt. Kurz gefasst geht es darum, dass mit der immer weiter um sich greifenden Industrialisierung der Bedarf an ertragreichen Ernten stieg. Kein geringerer als Alexander von Humboldt wurde in Lima der Bedeutung des Vogelkots, Guano genannt, gewahr. Analysen Deutscher Chemiker ergaben, dass Guano zu einem Viertel aus Harnsäure besteht und belegten die Effizienz von Guano als Düngemittel. In der Folge wurde in Lateinamerika auf Teufel komm raus Guano abgebaut und nach USA und Europa verschifft. Es kam wie es musste: Schliesslich mündete das Gerangel um diesen wichtigen Dünger im sogenannten Guano-Krieg (auch Spanisch-Südamerikanischer Krieg genannt) und wie bei aller Übernutzung gingen auch die abbauwürdigen Guanobestände in Peru, Bolivien und Chile irgendwann zu Ende. Eines war klar: Ertragreiche Ernten sind nur mit Zufuhr von Stickstoff (N) zu erreichen. Aber wie kommt man zu industriellen Mengen dieses Moleküls? Dem deutschen Chemiker Fritz Haber gelang es schliesslich mit Unterstützung der Badischen Anilin- und Sodafabrik (BASF) mittels einer Reaktion von Stickstoffgas und Wasserstoffgas bei hohen Temperaturen und Drücken Ammoniak herzustellen. Carl Bosch verbesserte in der Folge die Technik und optimierte das Verfahren zur industriellen Produktion von Ammoniak, einer Grundsubstanz für Kunstdünger. Das war der Beginn des Siegeszug des Kunstdüngers. Für Deutschland bedeutete dies auch darum einen Vorteil, weil der vor dem ersten Weltkrieg verwendete Salpeter aus Chile wegen Seeblockaden Grossbritanniens nicht mehr importiert werden konnte.